Chronik
Der Landstrich Deutschwestungarn indem sich das heutige Tschurndorf befindet, war als jahrzehntelanges Aufmarschgebiet für die Türkenkriege und -belagerungen immer wieder schwer in Mitleidenschaft gezogen worden. Dörfer wurden niedergebrannt, deren Bewohner in die Sklaverei verschleppt und ganze Landstriche verödeten. Deshalb holten ab 1532 verschiedene Grundherren Westungarns immer wieder - vor den Türken aus ihrer Heimat fliehende - kroatische Siedler ins Land.
Auch unsere unmittelbare Gegend war teilweise verödet und so siedelte auch Hans Csóron de Devecser (in deutschen Urkunden auch Tschuram genannt), Herrschaftsinhaber von Kobersdorf und Burghauptmann von Ödenburg, zwischen 1568 und 1572 kroatische Bauern aus den dalmatinischen Küstengebieten im Bereich unserer heutigen Ortschaft Tschurndorf an. Die neuen Siedler waren einige Jahre von jeder Abgabe befreit. Während dieser Zeit konnten sie ihre Häuser bauen und das zugeteilte Land urbar machen. Die Bewohner des Dorfes Tschurndorf lebten damals hauptsächlich von der Landwirtschaft und Schafzucht. Die Fischzucht, vornehmlich Karpfenzucht, wurde für die Herrschaft Kobersdorf betrieben. Heute bezeugen dies noch die bereits verfallenen Teichanlagen in der Ried Krautgarten, Zöchwiese und Dammwiese.
Auf Grund eines Streites zwischen dem Grundherrn Johann Tschuramb de Debetscher und seinen Untertanen wegen der zu erbringenden Robothleistungen wurden in einem Vertragsbrief vom 12.06.1572 die Rechte und Pflichten der Untertanen in 7 Punkten geregelt.
Dieser Vertrag hat für unseren Ort deshalb eine ganz besondere Bedeutung, weil darin Tschurndorf (Tschuranbdorf) erstmalig urkundlich erwähnt wird.
Dieser auf Ziegenhaut geschriebene und mit 7 Holzsiegeln versehene Vertrag ist noch erhalten und befindet sich im Besitz der Urbariallade Kobersdorf. Kurze Zeit später, im Jahr 1585 gab es in „Chorondorff“ 27 Untertanen, davon 25 Kroaten und 2 Deutsche. In den folgenden Jahren ging die Zahl der Kroaten aber stark zurück. So sind in einem Urbar aus dem Jahr 1667 in Tschurndorf von 33 angegebenen Familiennamen nur mehr 2 eindeutig kroatisch.
Die politische und kirchliche Geschichte von Tschurndorf war auch in den folgenden Jahrhunderten aufs engste mit der wechselhaften Herrschaftsgeschichte von Kobersdorf verbunden.
Durch die Wirren des „Dreißigjährigen Krieges“ geschah es, dass im Jahre 1638, nach fast 200-jähriger österreichischer Verwaltung, die Gutsherrschaft Kobersdorf wieder ungarisch wurde. Die Herrschaft Kobersdorf erhielt jetzt Johann Kery de Ipolyker, der seit 1642 Baron von Kobersdorf war. Die Kerys brachten einen anderen Geist in die Ortschaft hinein. Ihr festes Ziel war, die alte Kirche voll zu restaurieren. Franz Kery duldete keine lutherische Lehre. Sein Verwalter, Andreas Miklossy, der seinen Hofsitz in Tschurndorf hatte, zwang um 1682 die Untertanen mit Gewalt zum Übertritt in den alten Glauben. 1704 erwarb Paul Esterhazy von den Kerys die Herrschaft Kobersdorf. Die ungarischen Gesetze von 1848 brachten auch den Untertanen der nunmehrigen Grafschaft die volle Glaubensfreiheit.
Die Schreibweise des Ortsnamens in verschiedenen Urkunden hatte sich im Laufe der Geschichte ebenfalls immer wieder geändert: Chorondorff (1585), Csurndorf (1648), Tsurendorf (1667), Tschorndorf (1672), Tschurndorf (1702).
Während der Franzosenkriege 1809 brannte der linke Ortsteil Tschurndorfs bis auf die 2/4 Porten, Haus Tritremmel/Haus Berghöfer (ist kleiner Adelssitz), vollständig nieder. 1831/32 raffte die Cholera einen Teil der Ortsbevölkerung dahin. Trotz solch schwerer Zeiten ging im folgenden Jahrhundert der Gemeindeaufbau weiter.
Als unsere Heimat Burgenland 1921 zu Österreich kam, erlebte die Bevölkerung von Tschurndorf durch das Eindringen ungarischer Freischärler turbulente Auseinandersetzungen. Das Anschlusskreuz am unteren Dorfende bezeugt dies.
Die Kriegswirren des 1. und 2.Weltkrieges verlangten auch von der Tschurndorfer Bevölkerung einen hohen Blutzoll: 1. Weltkrieg: 18 Gefallene. 2. Weltkrieg: 34 Gefallene und 7 Vermisste.
Im Jahre 1971 wurde Tschurndorf in die Gemeinde Weppersdorf eingegliedert.
Quelle: Festschrift anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Weihe des evang. Glockenturmes Tschurndorf verfasst von Mag. Dr. Walter Degendorfer und Auszug aus der Gemeindechronik verfasst von OAR Karl Pauer
Eckpunkte der weiteren geschichtlichen Entwicklung:
1905–1907 Bau der Volksschule Tschurndorf 1922 Gründung - Freiwillige Feuerwehr Tschurndorf 1953 Bau der Röm.Kath. Pfarrkirche 1954 Bau des zweiten Evangelischen Glockenturmes 1962–1967 Bau des Dorfgemeinschaftshauses 1963–1970 Bau der Kanal- und Kläranlage 1976 Adaptierung des Volksschulgebäudes zum Kindergarten 1978–1982 Bau der Leichenhalle 1980 Einrichtung eines Betsaales d. Evang. Tochtergemeinde Tschurndorf im Volksschulgebäude 1989 Eröffnung des Sportplatzes 1997–2000 Neubau des Feuerwehrhauses
Wohnbevölkerung von Tschurndorf
Jahr | Personen | Jahr | Personen |
---|---|---|---|
1785 | 245 | 1934 | 484 |
1828 | 272 | 1939 | 428 |
1836 | 253 | 1946 | 429 |
1869 | 295 | 1951 | 496 |
1880 | 349 | 1961 | 457 |
1890 | 349 | 1971 | 451 |
1900 | 376 | 1981 | 488 |
1910 | 399 | 1991 | 501 |
1920 | 474 | 2001 | 501 |
1923 | 476 | 2011 | 496 |
1585
Teilung der Herrschaft Kobersdorf unter den Schwestern Margarethe und Anna, Töchter des Johannes Choron.
Margarethe erhält Nicolaus Waletycz Bartholomeus Harc Petrus Jarychowyth Bartholomeus Wngher Witwe des Marcus Bonyth Andreas Mendesyth Paulus Popowycz Johannes Byskowycz Michael Kranchyth Martinus Rybarych Andreas Maryessowyth Matthias Syranowyth Sthephanus Popowyth Gregorius Swyrchyth Anna erhält Petrus Bonyth Sthephanus Maryasowyth Georgius Radonowycz Matinus Wypawycz Matthias Ghrwbicz Sthephanus Kranchyt Georgius Rebachyth Thomas Maryassowyth Johannes Byztanyth Matthias Kolaryth Michael Czythkowyth Michael Maryassowyth Michael Syranowyth
1702
Häuszer Urbaryumb über die Hochgräfl. Herrschaft Kobersdorf Original im Schloszarchiv Forchtenstein Ortschaften der Herrschaft: Markt Kobersdorff Weppersdorff Tschurndorf Kallichgrueb Petterstorff Lindtgraben Neudorff Stoob Der Herrschafft Eigentümblich ( nichts angegeben). Tschurndorff Hannsz Berghoffer ½ Lehen Georg Kauäschitz ½ Lehen Hannsz Kauäschitz ½ Lehen Hannsz Sääx ½ Lehen Michael Harvath ½ Lehen Thoma Schmidt ½ Lehen Georg Welleditsch ½ Lehen Mathias Blöchel ½ Lehen Mathis Wiltseysz ½ Lehen Hansz Raab ½ Lehen Marthin Foan ½ Lehen Mathias Bauer ½ Lehen Mathias Welleditsch ½ Lehen Lorentz Woimoritsch ½ Lehen Michael Karasitsch 1 Hofstatt Andre Welleditsch 1 Hofstatt Hannsz Rauscher 1 Hofstatt Hansz Lanng 1 Hofstatt Michael Kerbaritsch 1 Hofstatt Georg Stainner 1 Hofstatt Hansz Steiner 1 Hofstatt (Hansz Wiedenhauszer übernommen) Quelle: Burgenländisches Landesarchiv